Die Geschichte der Hexenprozesse

Wenn wir an das Thema Hexen denken, haben wir sofort ein Bild im Kopf von einer alten Dame, mit einem hässlichen und verwanzten aussehen, die einen spitzen Hut trägt und auf ihrem Besen reitet. Egal ob THE WIZARD OF OZ oder BUGS BUNNY, Hexen wurden eine Zeitlang immer gleich dargestellt. Und wenn wir in Hollywood Filmen von dem Thema Hexenverbrennungen und Prozesse hören, egal ob bei CHARMED, SABRINA oder Rob Zombies THE LORDS OF SALEM, so spielt sich der Ursprung von Hexen immer in Salem ab, einen Ort in den USA. Doch die Ursprünge sind viel älter und stammen aus Zentral Europa.

 Dario Argento lag also damals gar nicht so falsch seinen Film SUSPIRIA in Freiburg, Deutschland spielen zu lassen, in der Stadt, in welcher zwischen 1579 und 1631 mindestens 42 Menschen, überwiegend Frauen, als „Hexen“ hingerichtet worden sind. 

Also lasst uns gemeinsam einen Blick auf die Historie werfen, woher der Aberglaube kommt, wieso am 1. Mai der Hexensabbat gefeiert wird, wieso wir glauben, dass Hexen auf einen Besen reiten und welches teuflische Buch für einen der größten Massenmorde der Geschichte führte. Vorweg, die Hexenprozesse von Salem werden wir uns ein anderes Mal genauer anschauen, denn in diesem Beitrag soll es um die Wurzeln der Hexenverfolgung gehen. Schnappt euch einen Kaffee und lasst uns die Reise beginnen.

 

Die Angst vor Zauberei

 Doch die Menschen fürchteten sich schon viel früher vor Magie und Zauberei.

Im antiken Griechenland und Rom (ca. 8. Jh. v. Chr. – 5. Jh. n. Chr.) praktizierten Personen, die als „Goêtes“ bekannt waren, verschiedene Formen der Magie, darunter Wahrsagerei, Zauberei und die Beschwörung übernatürlicher Wesen. Während einige Formen der Magie in religiöse Praktiken integriert wurden, galten andere als abergläubisch und potenziell schädlich.

Gegen die schädliche Magie, welche zur heidnischen Ära des antiken Roms zählte, gab es Gesetze. Diese Gesetze der Zwölftafeln aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. Sahen laut Plinius Strafen für das Aussprechen schädlicher Beschwörungsformeln und für den Diebstahl der Fruchtbarkeit der Ernten eines anderen durch Magie vor. Allerdings war die Beschwörung an sich nicht verboten, sondern nur die Form der Beschwörung, wenn es sich um Gesänge handelte, die einen Schaden anrichten sollten (mala carmen). Es gibt einen einzigen Prozess aus dem Jahr 191 vor Christus der tatsächlich aufgezeichnet wurde. Es handelt sich um Gaius Furius Chresimus, welcher freigesprochen wurde, weil er Zaubersprüche anwandte, um die Fruchtbarkeit anderer Felder auf sein eigenes zu übernehmen.

Es gab auch im antiken Griechenland die Geschichte von Theoris von Lemnos und zusammen mit ihrer Familie gefangen genommen und hingerichtet wurde. Sie wurde als Zaubertrank-Spezialistin (pharmakis), Wahrsagerin (mantis) und Priesterin (hiereia) bezeichnet, aber wegen Ungehorsam (asebeia) verurteilt und bestraft. Dies geschah zu jener Zeit, als sich die Legenden über thessalische Hexen in Griechenland bildeten. Der ort Thessalien galt als Zufluchtsort für Hexen, die dort Drogen, Gifte und magische Zaubersprüche anwandten und kreierten.

Im 2. Jahrhundert ungefähr zwischen den Jahren 124 und 170, brach der Schriftsteller Apuleius auf der Heimreise von Athen nach Oea auf der Straße zusammen. Sein Freund Pontianus brachte den kranken Apuleius zu sich nach Hause, wo die verwitwete Mutter von Pontianus, Aemilia, sich um Apuleius kümmerte. Sie pflegte ihn gesund und verliebte sich in ihn. Das fanden die Verwanden von ihr gar nicht gut und zeigten Apuleius bei den römischen Behörden an. Zur Begründung nannten sie, den Einsatz von Liebeszauber. Die Behörden nahmen den Vorfall ernst, da Apuleius ein Student von Platon war und man im Volksmund davon ausging, dass Platon Philosophie und Magie bei seinen lehren vermischte. Tatsächlich musste Apuleius vor Gericht und dort verteidigte er sich selbst, da er mit seinem Rhetorikstudium qualifiziert genug war. Er gewann den Prozess und verließ daraufhin die Stadt Oea mit seiner Frau.

Im frühen 4. Jahrhundert führte der erste christliche römische Kaiser, Konstantin der Große, neue Gesetze gegen die Magie ein. Wenn jemand privat Magie ausübte oder seine privaten Dienste als Wahrsager anbot, um andere zu Schaden oder um Lust hervorzurufen, sollte jene Person hart bestraft werden. Allerdings viel etwas Positives, wie die Schutzmagie, nicht unter dieses Gesetz.

Es zeichnete sich aber schon ab, dass auch hier die Frauen sich als Feindbild des christlichen Glaubens etablierte. So beschrieb man eine reife Frau in ihrer Blütezeit, die junge Männer liebt und dazu neigt, diejenigen zu vernichten, die sie zurückweisen, als eine bösartige Hexe. Allerdings ist dies nur eine Abwandlung des Glaubens eines Sukkubus. Ein Sukkubus ist ein weiblicher, schöner und vor allem lüsterner Dämon bzw. eine Buhlteufelin, die sich einen Mann raussucht, um mit ihm Sex zu haben.

Es vergingen nun einige hundert Jahre, bis eine Abhandlung zum Teil des römisch-katholischen Kirchenrechts wurde und unter dem Titel Canon Episcopi bekannt wurde, was lateinisch und für Bischöfe steht. Es ist der Glaube der „verruchten Frauen“.

Im Sendhandbuch des Abtes Regino von Prüm lesen wir folgende Worte:

Einige verruchte Frauen … glauben und behaupten, dass sie zu nächtlicher Stunde auf gewissen Tieren mit Diana, der Göttin der Heiden, und mit einer unzähligen Menge von Frauen ritten und in der tiefen Stille der Nacht weite Strecken über Land zurücklegten und Dianas Befehlen wie einer Herrin gehorchten und in bestimmten Nächten zu ihren Diensten gerufen würden.

Dieses Handbuch erschien zum ersten Mal im Jahr 906 und wird fälschlicherweise als Beschluss des 314 abgehaltenen Konzils von Ancyra bezeichnet. Ancyra ist das heutige Ankara.

Über Nacht verbreitet sich der Glaube der „verruchten Frauen“ in ganz Europa. In etlichen Kirchendokumenten und Erzählungen, wird über Menschen berichtet, die ihre Körper in der Nacht verlassen und mit übernatürlichen Wesen durch die Lüfte fliegen. Die „verruchten Frauen“ stehen für den Aberglaube, bzw. die Halluzination, dass der Teufel mit Hexen im Bunde steht und diese die Macht hätten, die Christen zu schaden.

Bis ins 14. Jahrhundert nutze die katholische Kirche den Canon Episcopi als Richtlinie für magische Praktiken. Zwar wurden diese Praktiken als Aberglaube abgetan und bestraft, weil sie laut Kirchrecht verboten waren, aber es wurde tatsächlich niemand hingerichtet. Was die Kirche aber als Bedrohung sah, war die Häresie, also die abweichende Lehre der offiziellen Kirchenmeinung. Dies galt als schlimmste Form der Ketzerei und musste als ein schweres Verbrechen neu definiert werden. Als beschloss die Kirche, dass auch Magie nun als Häresie gilt.

 

Die Geburt der Hexenjagd

 Dies geschah im Jahr 1327.

Im mittelalterlichen Europa war die übliche Strafe für Häresie, dass man auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Im Jahre 1327 musste sich Cecco d’Ascoli (1269 – 1327), welcher Professor für Astronomie und Astrologie war, wegen magischer Praktiken verantworten. An der Universität von Bologna, verfasste er einen Kommentar zu Johannes de Sacroboscos Tractatus de Sphaera, welches ein Lehrbuch der sphärischen Astronomie für ganz Europa war. Das Problem war jedoch, dass die Abhandlung von Cecco gefüllt war mit Anspielung auf Magie und Anleitungen, wie man Dämonen beschwört / ruft. Als die Kirche davon Wind bekam, musste er sich der Inquisition verantworten und wurde dort der Ketzerei als schuldig befunden. Man entzog ihm die Lizenz zu lehren, weshalb er seine Professur verlor, und Bologna verlassen musste. Er bekam eine neue Stelle als Astronom beim Herzog von Florenz. Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit ihm und der Fürst konnte Cecco nicht schützen. Als rückfälliger Häretiker wurde er erneut angeklagt und anschließend auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Somit war Cecco d’Ascoli, die erste Person, welche wegen Zauberpraktiken der Ketzerei beschuldigt und verbrannt wurde. Dies ebnete den Weg für die kommenden brutalen Verfolgungen.

Fast 100 Jahre später, im Jahre 1428 kursierten Gerüchte, dass gerade im Schweizer Kanton Wallis, Hexen ihr über Jahrzehnte ihr Unwesen treiben würden, in dem sie sich wie Tiere verwandeln können, mit ihrem Besen durch die Luft fliegen, mit Kräutern unsichtbar wären oder mit dem Teufel im Bund stehen. Dass man mit dem Besen und den Kräutern nicht ganz falsch lag, dazu werde ich später noch kommen, aber natürlich waren diese Anschuldigungen alles andere als normal. Die Bauern hatten Angst, denn angeblich verfluchten die Hexen gute Christen. Also machten sich die Bauern aus 7 Walliser Bezirken am 7. August 1428 auf den Weg zu den Obrigkeiten, denn diese mussten unbedingt etwas gegen diese Hexerei unternehmen. Die geistlichen und politischen Amtspersonen wollten den Spuk natürlich ein Ende treiben und veranlassten es, dass Verdächtigte sofort verhaftet wurden. Sollte eine Person von drei verschiedenen Leuten der Hexerei beschuldigt werden, wurden sie festgenommen. Gestand man, dass man tatsächlich eine Hexe war, wurde man sofort auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Gestand man jedoch nicht, wurde man so lange gefoltert, bis man endlich gestand. Sie landeten ebenfalls auf den Scheiterhaufen, nur verspätet. Genau Aufzeichnungen über die Anzahl der getöteten Menschen gibt es aus der damaligen Zeit nicht, aber Historiker gehen davon aus, dass in Wallis nach dem Jahr 1428 mehr als 300 Menschen den Tod gefunden haben. Dies war der Beginn der Hexenjagd und wie ein Virus breitete es sich von der Schweiz nach Frankreich und Deutschland aus, bis hin nach England. Das Konzil von Basel tagte zwischen 1431 und 1449 in Basel und billigte der katholischen Kirche den Hexenwahn. Nun galt die Hexerei als crimen exceptum. Ein Verbrechen, das so abscheulich war, dass alle normalen rechtlichen Verfahren außer Kraft gesetzt wurden. Es war nun notwendig ein Geständnis von den beteiligten Menschen zu bekommen, da der Teufel selbst nicht „gestehen“ würde. Somit war die Jagd nach Hexen für die Kirche in ganz Europa eröffnet.

 

Hexensabbat

 1430, als sich die Hexenlehre ausformte, unterteilte man die Lehre in fünf Hauptelemente. Den Teufelspakt, den Hexenflug, die Teufelsbuhlschaft, den Schadenszauber und den Hexensabbat.

Der Hexensabbat galt aber als einer der wichtigsten Anklagepunkte bei den Hexenprozessen. Der Begriff entstand durch den im 15. Jahrhundert geprägten Hexenbegriff, welcher mit dem Ruhetag des Judentums, dem Schabbat gemischt wurde. Dies geschah nicht ohne Grund, denn die Kirche hatte schon im Hochmittelalter eine Ablehnung gegen die Juden und dämonisierte sie genauso, wie die Hexen. Sie sollen ebenfalls mit dem Teufel im Bunde stehen, beginnen Ritualmorde, beteten Dämonen an und beginnen Schadenszauber. Die Kirche war sich aber sicher, dass bei dem geheimen, nächtlichen, festartigen Treffen der Hexen und Hexer keine Juden dabei waren, wollten sich aber von dem Begriff Sabbat in Hexensabbat nicht lösen. Den Hexen wurde vorgeworfen an jener Nacht mit ihren Besen durch die Luft zu fliegen, Hexensalbe zu verwenden, einen Pakt mit Dämonen abzuschließen, Menschenfleisch zu verzehren und rituell Kinder zu ermorden, während sie sexuelle Orgien mit dem Teufel feiern.  Der Theologe und angehörige des Dominikaner Ordens Johannes Nider berichtete von angeblichen Zeugenaussagen in der Schrift Formicarius, dass diese genau diese Praktiken heimlich gesehen und mitbekommen haben.

6 Jahre später im Jahr 1436, wurde in Dauphiné von einem Richter namens Claude Tholosan ein Gutachten verfasst. Welches Beweisen sollte, dass die angeblichen ausgeführten Praktiken der Hexen am Hexensabbat als Majestätsbeleidigung gelten und deshalb ernsthaft verfolgt werden müssen.

Durch die vielen kommenden Prozesse fanden die Inquisitoren zwei Sachen heraus.

Als erstes, dass der Hexensabbat vier Mal im Jahr gefeiert wird. Am Vorabend zum 2. Februar beginnt der erste Hexensabbat zum Maria-Lichtmeß-Fest. Der zweite Hexensabbat ist bekannteste, dabei handelt es sich um die Walpurgisnacht, auch bekannt als der Tanz in den Mai. Der dritte Hexensabbat findet am Lammas-Abend statt, zum Schnittfest am Abend vor dem 1. August. Und der letzte Hexensabbat wird am 31. Oktober abgehalten, zu Halloween.

Zweitens fanden sie durch die vielen Folterungen in den nächsten hundert Jahren heraus, wo angeblich diese Hexenversammlungen stattfanden. Dadurch, dass sich einige Berge und Stellen wiederholten, konnten die Inquisitoren diese geografisch eingrenzen. Zum Beispiel der Puy de Dôme in Frankreich, die Hekla in Island oder der Meeresfelsen Blåkulla in Schweden. Doch der berühmteste Ort sollte im deutschen Harz, die Region die wir heute als Sachsen-Anhalt kennen, sein. Während eines Hexenprozesses im Jahre 1540 wurde der Brocken, heute bekannt als Blocksberg, explizit als Ort eines Hexenversammlungsplatzes angegeben, bei dem zum Zeitpunkt der Walpurgisnacht der Hexensabbat gefeiert wurde. Noch heute gilt der Blocksberg als bekannteste Stelle, für den rituellen Hexentanz am 1. Mai. An dem sich die Brockenhexen trafen.

Deshalb stellt die Walpurgisnacht im Satanismus einen der höchsten Feiertage da, denn in der Hexennacht gedenkt man all denen, die dem Aberglauben und Pseudowissenschaft, während der Hexenprozesse zum Opfer fielen.

 

Malleus Maleficarum

 Doch Inquisitoren mussten sicher gehen, dass sie einen Grund für ihren Mordtrieb haben. Ein Regelwerk musste her, damit die Hexerei, welche als ultimative Ketzerei, eingedämmt werden kann. Somit wurde eine Aufstellung erstellt, welche genaustens Beschrieb, was die Inquisitoren für Hexerei halten. Die beiden deutschen, Heinrich Kramer und Jakob Sprenger, welche zum Dominikaner Orden gehörten, verfassten 1486 ein Buch namens Malleus Maleficarum, auch bekannt als Der Hexenhammer. Das Buch wurde in 3 Teile gegliedert.

Teil eins definiert, was eine Hexe ist. Zwar werden auch Zauberer erwähnt, aber für die Autoren war es fakt, dass das weibliche Geschlecht für schwarze Magie viel anfälliger sei als Männer. Da die Frau nur aus der Rippe von Adam erschaffen wurde, gelten sie als Feind der Freundschaft, notwendiges Übel, häusliche Gefahr und unausweichliche Strafe, neben vielen weiteren Beschuldigungen. Laut den Autoren sind Frauen auch dauerhaft nymphomanisch veranlagt und haben dadurch intimen Kontakt mit Dämonen.

Teil zwei beschäftigt sich mit magischen Praktiken die Frauen anwenden, um den Männern zu schaden, ihr Wissen zu stehlen und sie impotent zu machen. Dabei ist wichtig zu erwähnen, dass es eine Beschreibung gibt, sich vom Schadenszauber (maleficium) zu schützen und den Bann aufzuheben.

Der letzte Teil rundet die misogyne Reihe ab und erklärt nun die Spielregeln, wie man bei einem Hexenprozess vorgeht und welche Fragen bei Foltern gestellt werden sollten.

 

Der Ritus der Benandanti

 Im Jahre 1575 machen wir scheinbar erneut einen Sprung in die Vergangenheit. Im Nordosten Italiens, sammelten sich die Berichte über häretische Kulte in den ländlichen Regionen von Friaul. Die Inquisitoren gingen den Berichten ernsthaft nach, waren aber schockiert über die Antworten, welchen ihnen die Bauern auf dem Land gaben. Obwohl die Inquisitoren im Besitz des Hexenhammers waren, handelte es sich bei den Beschreibungen der Bauern nicht um Hexerei oder die neue lutherische Häresie. Sie sind auf einen rätselhaften Feldkult gestoßen, welcher sich die Benandanti nennt. Die Wohlfahrenden, was die Übersetzung des Begriffes Benandanti ist, waren angeblich mit der Eihaut über den Kopf geboren, welches sie als Glückshaube beschreiben. An bestimmten Tagen verließen sie ihren Körper und reisten in Tiergestalt zum Mittelpunkt der Erde. Dort kämpften sie gegen böse Zauberer, die Malandanti, was übersetzt „die Übelfahrenden bedeutet. Sollten die Benandanti den Kampf gewinnen, gäbe es eine Erfolgreiche Ernte. Sollten ihre Feinde aber den Kampf für sich beanspruchen, dann würde das Wetter die gesamte Ernte vernichten. Zum ersten Mal scheinen die Inquisitoren eine Beschreibung gehört zu haben, die sich tatsächlich auf den Canon Episcopi aus dem 9. Jahrhundert bezieht. Da die Inquisitoren in Italien ganz anders als die Inquisitoren aus Europa die Anwendung von Folter untersagten, nahmen sie die Geschichte ernst. Im Laufe von 70 Jahren wurden zwischen 1575 und 1644 mehrere hundert Benandanti verhört und ermahnt. Nur ganz wenige wurden hingerichtet. Dies zeigt, dass ein Glaube, welcher aus dem heutigen Ankara stammte, sich bis nach Italien verbreitete und leichte Änderungen widerfuhr.

 

Lemgo – Die deutsche Stadt die mit am intensivsten Hexen jagte

 Zwischen 1509 und 1681 fanden die Hexenverfolgungen in der Nordrhein-westfälischen Stadt Lemgo statt. Dadurch, dass die lippische Stadt die Blutgerichtsbarkeit im Jahre 1617 vom Landherrn Simon VII. Verliehen bekam, durften bestimmte Straftaten über Leben und Tod der Bürger selbstbestimmend entschieden werden. Dies sorgte dafür, dass die Hexenverfolgung und der Hexenprozess dort mit am intensivsten durchgeführt wurden. Die fast 200 Prozessakten, die noch heute im Stadtarchiv zu finden sind, beschreiben sehr gut, wie ein solcher Prozess tatsächlich ablief.

Die angeblichen Hexen wurden damals oft durch Gerüchte oder Denunziationen der Verwandten, Bekannten oder Nachbarn zur Anklage gebracht. Die angeklagten wurden in Kellern und Verliesen gefangen gehalten, vollständig entkleidet und der Körper komplett rasiert, damit sie keine Zaubermittel oder Zaubertränke verstecken konnten, die ihnen bei der Flucht helfen könnten. Ihr Körper wurde genaustens nach einem Hexenmal untersucht, welches das angebliche Zeichen für den Pakt mit einem Teufel war. Nach dem Abschluss eines Bündnisses, würde der Teufel dieses Mal als Stempel auf die Haut der Hexen und Hexenmeister hinterlassen. Um sicher zu gehen, dass es sich um ein Hexenmal handelt, nutze man die Nadelprobe. Sollte die Nadel in das Mal eintreten, und die Hexe dabei schmerzunempfindlich sein, handelt es sich zu 100% um eine Hexe. Das Perfide daran ist, dass man Hautunregelmäßigkeiten und Muttermale als ein solches Zeichen interpretierte und somit fast jeder Mensch ein solches Mal am Körper trägt. Anschließend kam es zum Verhör, welches von den Hexendeputierten durchgeführt wurde und sich in 3 Stufen aufbaute.

In der ersten Phase, der gütliche Befragung, wurden die Hexen befragt, ob sie mit Teufel im Bunde stehen und Sexualverkehr mit diesem hatten.

Bei der zweiten Phase folgte die Territion, bei welcher die Hexen weiterhin befragt wurden, ihnen aber die Folterinstrumente vorgezeigt und erklärt wurden.

Sollten die Angeklagten bis hierhin noch nicht eingeknickt sein, folgte die dritte Phase, die Peinliche Befragung. Hier fanden die vorgestellten Instrumente nun ihren Einsatz. Nun durfte der Scharfrichter mit der Hilfe seiner Henkersknechte seiner Folterfantasie freien lauf lassen. Egal ob Daumenschrauben, Peitschen oder die Streckbank, hier kam alles zum Einsatz. Und wenn die Angeklagten noch immer schwiegen, wurde die Folter so lange wiederholt bis sie einknickten und unter Schmerzen gestanden, damit die Qualen aufhören.

Ebenfalls beliebt, war die Wasserprobe, welche den Opfern keine Chance bat, nicht verurteilt zu werden. Die angeklagte Hexe wurde an den Händen und Füßen gefesselt und in kaltes Wasser geworfen. Nun gab es zwei Optionen. Sollte der Angeklagte an die Oberfläche kommen und schwimmen, bewies es, dass es sich um eine Hexe handelt. Sollte der Angeklagte aber untergehen, würde es sich vielleicht nicht um eine Hexe oder Hexer handeln. In den meisten Fällen überprüfte man dies aber nicht, da man die Angeklagten nicht aus dem Wasser holte. Sie ertranken.

Sollten die Angeklagten aber bei dem Verhör gestehen, folgte die abschließende Verhörphase, die sogenannte Besagung. Die Angeklagten hatten nun die Chance, andere Hexen zu verpetzen. Wenn sie das nicht taten, wurden sie erneut so lange gefoltert, bis sie einen Namen nannten. Natürlich wurde keine Hexe freigesprochen, denn eine überführte Hexe wurde mit dem Feuertod bestraft. Sie wurde auf dem Scheiterhaufen verbrannt, damit ihre Seele gereinigt ist. Manch eine Hexe hatte aber Glück, und bekam vom Scharfrichter mit seinem Schwert den Kopf abgeschnitten, bevor der Körper verbrannt wurde. Dies war aber für die Angehörigen eine große Last, da diese den Gnadenakt bezahlen mussten. Alle anderen wurden am lebendigen Leibe verbrannt, was sowohl für die Bevölkerung als auch für die Kirche ein Riesenspektakel gewesen ist.

 

Matthew Hopkins – Der schlimmste Hexenjäger der Geschichte

 In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts fand in England die groß angelegte Hexenjagd statt. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts waren sie am häufigsten. Während des englischen Bürgerkriegs in den 1640er Jahren und der puritanischen Ära in den 1650er Jahren, war die Phase der Hexenprozesse am intensivsten. Diese Zeit brachte einen der bekanntesten Hexenjäger der Geschichte hervor. Matthew Hopkins – Der Hexenjäger.

Anfangs war Matthew Hopkins nur der Assistent von John Stearne und sie führten hauptsächlich ihre Hexenjagden in Ostanglien durch, in den Grafschaften Suffolk, Essex, Norfolk, Cambridgeshire, Huntingtonshire und auch Bedforshire sowie Northamptonshire. Hopkins begann seine Karriere als Hexenjäger, nachdem er mitbekam, wie im März 1644 in Manningtree ein paar Frauen darüber sprachen, wie sie sich mit dem Teufel trafen. Stearne und Hopkins beschuldigten bis ins Jahr 1645 um die 23 Frauen der Hexerei und brachten sie in Chelmsford vor Gericht. Vier von Ihnen starben im Gefängnis und die anderen 19 wurden gehängt. Darauf reisten Hopkins und Stearne durch Ostenengland und behaupteten, dass sie offiziell vom Parlament beauftragt, worden sein, Hexen zu finden und zu verfolgen. Sie reisten in Begleitung von Frauen, denn diese sollten die Nadelprobe bei den angeklagten durchführen, um das Mal des Teufels in Form eines Muttermals oder eines dritten Nippels zu finden. Hopkins und Stearne ließen sich ihre Arbeit gut bezahlen und sie nahmen zwanzig Schillig Pro Stadt. Wenn eine Stadt sie nicht bezahlen konnte, wurden sogar Sondersteuer erhoben.

Hopkins wendete bestialische Untersuchungsmethoden bei den Angeklagten an. Er setzte unter anderem auf die Technik des Schlafentzugs, um damit ein Geständnis zu entlocken.  Er schnitt auch einigen angeklagten mit einem stumpfen Messer in den Arm. Wenn der Angeklagte daraufhin nicht blutete, was mit einem stumpfen Messer natürlich der Fall wahr, galt sie oder er automatisch als Hexe.  Ebenfalls wendete er die Wasserprobe an, jedoch fesselte er die Angeklagten auf einem Stuhl. Doch dort machte er einen Fehler. Er musste sich vor der Schwimmprobe, die Erlaubnis des Opfers einholen. Dies hat er oftmals nicht getan. Das sorgte dafür, dass die Schwimmprobe im Jahr 1645 legal abgeschafft wurde, da ein Überleben unmöglich war. Bei der Nadelprobe ging er auch davon aus, dass die unsichtbaren Zeichen, sofern die Angeklagten kein Mal oder eine zusätzliche Brustwarze hatten, durch zusätzliches Einstechen sichtbar werden. Somit wurden Angeklagten mit speziellen Nadeln und Messer, welche „Hexenstecher“ genannt wurden, der Körper zerstochen.

Die Geschichte von Matthew Hopkins wurde 1968 unter dem Titel THE WITCHFINDER GENERAL mit Vincent Price als Hopkins verfilmt. Allerdings spiegelt der Film nicht die Realität wider, da er im Film von einem jungen Soldaten mit einer Axt erschlagen wird. Ein schönes und gerechtes Ende, für jemanden, der aus Spaß Menschen tötete. Allerdings hatte die Realität kein Happy End.

Sie mussten sich 1646 einem Gericht in Norfolk stellen. Dort wurde Hopkins die Frage gestellt, ob die Ermittlungsmethoden die Jäger nicht selbst zu Hexen machten und ob er bei all seinem Wissen nicht auch ein Geheimnis habe oder „ungesetzliche Foltermethoden“ angewendet habe. Doch zu einem Urteil kam es nie. Als die Sitzung 1647 wieder aufgenommen wurde, hatten sich Stearne und Hopkins bereits zurückgezogen, Hopkins zog nach Manningtree und Stearne nach Bury St. Edmunds. Am 12. August 1647, starb Matthew Hopkins wahrscheinlich an einer Pleura Tuberkulose, in seinem Haus in Manningtree, Essex.

 

Das Vorzeitige Ende der Hexenjagd in Europa

 1735 änderte sich die Rechtslage für britische Okkultisten, denn das Gesetzt gegen die Hexerei änderte sich durch den Witchcraft Act.

Das Gesetz, das ursprünglich am 27. Januar 1735/1736 von John Conduitt, Sir John Crosse und George Heathcote im Unterhaus eingebracht wurde, erhielt am 24. März die königliche Zustimmung und trat am 24. Juni in Kraft.

Zwar stand jemand, welcher der Hexerei beschuldigt wurde, weiterhin unter Strafe, aber man kam tatsächlich nur noch für ein Jahr ins Gefängnis und wurde nicht mehr hingerichtet. Anstatt wie die früheren Gesetze davon auszugehen, dass Hexen real waren und über echte magische Kräfte verfügten, die aus Pakten mit dem Teufel stammten, ging der neue Witchcraft Act davon aus, dass es diese nicht gab, dass niemand über echte magische Kräfte verfügte und dass diejenigen, die dies behaupteten, Betrüger waren, die leichtgläubigen Menschen um ihr Geld betrügen.

Somit kehrte das Gesetz zurück zu der Auffassung der primitiven und der mittelalterlichen Kirche, die mindestens seit dem 8. Jahrhundert auf dem Konzil von Paderborn vertreten wurde, aber von den hexenfeindlichen dominikanischen Inquisitoren ab Mitte des 15. Jahrhunderts angefochten wurde.

Die einzige bekannte Persönlichkeit, die sich gegen das Gesetz 1735 aussprach, war James Erskine, Lord Grange. Er glaubte nicht nur fest an die Existenz von Hexerei, sondern vertrat auch Überzeugungen, die tief in „schottischen politischen und religiösen Erwägungen“ verwurzelt waren und ihn veranlassten, das Gesetz abzulehnen. Seine Ablehnung des Gesetzes „kennzeichnete ihn unter den Parlamentsmitgliedern als einen Exzentriker, der an den Wahnsinn grenzte“, was wiederum von seinen politischen Gegnern gegen ihn verwendet wurde.

Dies hatte zur Folge, dass die Hexenverfolgung von nun an in ganz Europa abebbte. In England wurde 1682 die allerletzte Hexe hingerichtet, in Schottland 1722, in Frankreich 1745, in Deutschland 1775 und in der Schweiz 1782. Zum ersten Mal trug dadurch die Religion einen Schaden davon, da sie es mit der Hexenverfolgung zu weit getrieben haben. Die Menschen waren den erlogenen Behauptungen überdrüssig und setzten auf Aufklärung und Rationalismus. Mit beidem ließe sich die angebliche Hexenverfolgung und deren Prozesse widerlegen. Nun durften sich die Menschen mit dem Thema Okkultismus beschäftigen und sich informieren, jedoch nur unter vorgehaltener Hand. Sollte jemand seine Aktivitäten, wie Wahrsagen oder Magie in der Öffentlichkeit anwenden, drohte ihm nun nur noch eine Haftstrafe.

 

Wieso Hexen einen Besen reiten

 In der Geschichte der Hexen, sehen wir sie immer auf einem Besen reiten oder ein Gebräu anrühren, welches sich in einem riesigen Kessel befindet, um „Hexensalben“ für Hexerei, Zauberei und andere ruchlose Aktivitäten herzustellen. Tatsächlich mischten manche Menschen im Mittelalter pflanzen ähnliche Stoffe um Tränke oder Salben als Medizin herzustellen, die sie selbst einnahmen oder weiterreichten. Die meisten dieser Tränke enthielten halluzinogene Pflanzenstoffe, die bei denjenigen, die die Tränke einnahmen oder die Salben und Gebräue verwendeten, Halluzinationen hervorriefen.  In diesen alten Zeiten wurden roggenähnliche Pflanzen regelmäßig im alltäglichen Leben verwendet. Roggen war dafür bekannt, einen Pilz zu produzieren, der in kleinen Dosen Halluzinationen hervorrufen konnte oder bei einer Überdosierung tödlich war. Es könnte also sein, dass vieles, von der Hexenlegende mit dem halluzinogenen Pilz aus Roggen begonnen haben könnte.

Die halluzinogenen Pflanzenstoffe bildeten eine der wichtigsten Grundlagen, die wir über die mittelalterliche Hexerei nun wissen. Oftmals wurden die Substanzen getrunken und der Körper reagierte darauf, diese Chemikalien so schnell wie möglich auszuscheiden. Dies geschah entweder durch Erbrechen oder Durchfall. Dadurch konnte die gewünschte Dosierung nie komplett aufgenommen werden. Doch die halluzinogenen Verbindungen der Substanz, ließen sich besser durch die Schweißdrüsen der Achselhöhle, der Vagina oder des Rektums aufnehmen. Es hat denselben Effekt wie Alkohol, welcher durch die Einfuhr im Rektum schneller vom Körper aufgenommen werden kann. Also salbten die „Hexen“ tatsächlich die Spitze eines Besenstiels ein und trugen diesen auf ihrer Vulva auf. Sie „ritten“ somit den Besen.

Lady Alice Kyteler lieferte im Jahr 1324 den frühsten Nachweis für diese Praxis:

„Als sie den Schrank der Dame durchwühlten, fanden sie ein Rohr mit Salbe, mit dem sie einen Stab einschmierte, auf dem sie durch dick und dünn ging und galoppierte.“

Und wir finden auch einen Nachweis den Aufzeichnungen von Jordanes de Bergamo aus dem 15. Jahrhundert.

„Aber das gemeine Volk glaubt, und die Hexen gestehen, dass sie an bestimmten Tagen oder Nächten einen Stab salben und darauf zum verabredeten Ort reiten oder sich unter den Armen und an anderen haarigen Stellen salben.“

Aber wieso heißt es, dass die Hexen auf den Besen flogen? Nun, das können wir auf die Halluzinogene zurückführen. Nehmen wir zum Beispiel die Tropanalkaloid-Halluzinogene. Diese können den Anwender Träume vom Fliegen verursachen. Ähnlich wie bei einem Drogentrip, nahmen sie Sachen wahr, die nie geschehen sind.

Das war es jetzt erstmal zu den Hexenprozessen in Europa und wie sie entstanden sind. Aber keine Sorge, wir werden noch in die USA schauen und uns die Hexenprozesse von Salem genauer unter die Lupe nehmen. Ich hoffe ihr habt wieder einiges gelernt. Wenn ja, lasst einen like da und empfehlt THE VEGAN SATANIST weiter.

THE VEGAN SATANIST