She had skin as white as the fresly fallen snow, her lips were as red as blood and her hair was as black as ebony! (Sie hatte eine Haut so weiss wie Schnee, Lippen so rot wie Blut und Haare so schwarz wie Ebenholz.) Disney Fans erkennen sofort, dass es sich hier um Schneewittchen handelt, aber es könnte auch die Beschreibung eines Vampirs aus einem Dark Romance Buch sein. In beiden Fällen würde der Satz zutreffen:
„Der Tod steht dir so gut.“
Bei genauerer Betrachtung wirkt dies komisch, oder? Eine Art der dichterischen Romantik in welcher wir den schlafenden Körper, als Sinnbild für die Perfektion betrachten,
natürlich durch Märchen wie Schnee Wittchen und Dornröschen verbreitet, bei dem der Prinz diese wieder durch einen Kuss wieder zum Leben erwecken kann.
Doch zum anderen haftet auch etwas Verbotenes. Die Sensation und Erregung durch einen Leichnam, auch bekannt als Nekrophilie. Natürlich wird sich hier keiner vorstellen, wie man seine Lippen, auf die einer Leiche presst, aber es könnte sehr gut sein, dass dies einige von euch unbewusst getan haben. Was? Ja, ihr habt es richtig gelesen.
Das heutige Thema handelt von Jane Doe, der unbekannten aus der Seine, auch bekannt als Rescusi-Anne. Schnappt euch einen Kaffee und folgt mir in die reale morbide Dark Romance Welt. Are you okay, Anne?
Laut der Legende begann ein junges Mädchen in den späten 1880er-Suizid und schmiss sich in die Pariser Seine. Die Leiche des Mädchens wurde geborgen, aber scheinbar hatte niemand dieses Mädchen je zuvor gesehen oder gekannt, weshalb sie als Jane Doe,
ein Name, welcher für Identitätslose Personen genutzt wird, ins Pariser Leichenschauhaus gebracht wurde. Nun, Selbstmorde waren zu jener Zeit nichts Ungewöhnliches und gerade die Methode des ertrinken wurde oft gewählt. Doch bei dieser Leiche war etwas anders. Normalerweise quellen Wasserleichen auf. Sie gehören zu den schlimmsten Anblicken eines Leichenbeschauers. Doch das Gesicht der unbekannten Frau war makellos, ja,
gar zu wunderschön. Das Wasser schien den letzten Gesichtsausdruck ihres Lebens wie ein Foto gebannt zu haben, was bei Wasserleichen nicht der Fall ist. Ein Mitarbeiter des Leichenschauhauses von Paris, war von ihrer Schönheit so begeistert, dass er mit Gips ein Gesichtsabdruck, auch bekannt als Totenmaske, von ihr erstellte. Diese Praxis war damals neben der Totenfotografie nicht unüblich und diente für die Verwandten der verstorbenen Person als Andenken. Hierbei war aber das kuriose, dass sie keine Verwandten hatte, wodurch die Praxis eher unüblich erschien. Der Gesichtsabdruck, welcher die Schönheit perfekt widerspiegelte, wurden zahlreiche kopiert.
Das Atelier Lorenzi, von dem der Abguss der Legende nach stammt, war zu Beginn des 20. Jahrhunderts einer der wichtigsten Verbreiter der Maske. Diese Kopien erreichten das Pariser Bohème, das Milieu großstädtischer junger Künstler und Intellektueller, die das Gesicht der unbekannten Frau als morbides Ornament an den Wänden aufhingen.
Die Totenmaske erlangte an Popularität und verbreitete sich in kürzester Zeit um die ganze Welt. Autoren aus Deutschland, Russland und sogar Amerika schrieben Geschichten über die Totenmaske und über „das Gesicht der jungen Ertränkten“. Das Rätsel um den friedvollen Gesichtsausdruck ließ die Menschen philosophieren. Wie beim Lächeln der Mona Lisa gibt es viele Spekulationen darüber, was der glückliche Gesichtsausdruck über ihr Leben, ihren Tod und ihren Platz in der Gesellschaft aussagen könnte. Laut Hans Hesse, von der Universität von Sussex wurde die Unbekannte zum erotischen Ideal der Periode, so wie Bardot es für die 1950er Jahre war.
Wie Anfangs beschrieben, ist die Herkunft der Maske eine Legende. Es wurde auch vermutet, dass die Maske schon viel früher, im Jahr 1875 von einer Frau genommen wurde, Tuberkulose starb. Man glaubt, das Bild der Maske in den 1860er Jahren in den Heften der Zeichenkurse von Charles Bargue und Jean-Léon Gérome zu erkennen.
Dies eröffnet die Hypothese, dass die Maske tatsächlich nach einem Modell aus den Ateliers dieser Maler zu dieser Zeit gegossen wurde, zumal das Gesicht nicht die üblichen Merkmale von Ertrinkenden aufweist. Aber wirklich nachgewiesen werden konnte bis heute nichts.
Im Jahr 1960 erreichte aber die Morbidität bezüglich der Totenmaske und dem Gesicht der unbekannten Wasserleiche ihren Höhepunkt. Der norwegischen Spielzeughersteller Åsmund S. Lærdal, sowie der österreichisch-tschechische Arzt Peter Safar und der amerikanische Arzt James Elam entwickelten zusammen die Resusci-Anne, eine Puppe die zum Erlernen und Trainieren der Herz-Lungen-Wiederbelebung bei Erste-Hilfe-Kursen eingesetzt wird. Dabei entschied sich der Spielzeughersteller Åsmund S. Lærdal für das Gesicht des unbekannten Mädchens aus dem Fluss. Zum einen wollte er ein weibliches Gesicht haben, da die Befürchtung im Raum stand, dass Männer ungern ihre Lippen auf das Gesicht eines Mannes legen wollen (was Frauen denken, war ja bekanntlich egal) und zum anderen hatte das Gesicht schon einen Kultstatus erreicht und war fast überall verfügbar. Von nun trainierten die Menschen auf der ganzen Welt mit der Nachbildung einer realen Wasserleiche. Da die Puppe den Namen Resusci-Anne trägt, stellt man in den USA beim Erste-Hilfe-Kurs immer die Frage: Are you okay, Anne? Jetzt wisst ihr, woher Michael Jackson diesen Satz in seinem Song Smooth Criminal herhat. Mittlerweile hat die Puppe im Laufe der Jahrzehnte auch andere Gesichter bekommen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass einer von euch beim Training jenes Gesicht hatte, ist höher als man annimmt. Es ist also gut möglich, dass auch ihr eure Lippen auf einer Leiche hattet. Vielleicht steckt also doch ein wenig Nekrophilie in uns allen und wenn nicht, dann zumindest die Faszination an dem morbiden und die Schönheit des kleinen Tods,
weshalb wir Schneewittchen und Vampire ansprechend finden.
THE VEGAN SATANIST