It’s only a movie – CREATURE FROM THE BLACK LAGOON

Es wird mal wieder Zeit, dass wir uns dem Thema Horrorfilm widmen. Gerade dieses Jahr hat der Kultklassiker CREATURE FROM THE BLACK LAGOON sein 70-jähriges Jubiläum, also wieso werfen wir nicht einfach ein Blick auf eines der berühmtesten Monster aller Zeiten. Den Gill-Man. Das könnten wir natürlich einfach machen, aber dieses Format ist keine Filmbesprechung, sondern wir wollen auf die wahren Geschichten schauen, die hinter diesen Filmen stecken. Aber CREATURE FROM THE BLACK LAGOON ist doch frei erfunden, nicht wahr? Nun, was ist, wenn ich euch sage, dass dies nicht der Fall ist. Was ist, wenn ich euch sage, dass der Film auf zwei Legenden basiert, die sich angeblich wirklich zugetragen haben? Jetzt wird es spannend, oder? Also schnappt euch einen Kaffee und taucht mit mir ab, in die Tiefen der wahren Seekreaturen.

Springen wir erstmal zurück in die Zeit, bevor CREATURE FROM THE BLACK LAGOON 1954 in den Kinos kam. Der Produzent William Alland schrieb zwei Jahre zuvor, 1952, ein Treatment zu einem Film namens THE SEA MONSTER. Eine amphibische Kreatur verliebt sich in ein Mädchen, entführt diese und taucht mit ihr ab. Ja, es ist eine klassische 08/15 Idee, die wir schon von KING KONG und anderen Monstern kennen, aber so funktionierten die damaligen Gruselschocker halt. Doch Augenblick, bevor wir jetzt zu hart in Gericht gehen, müssen wir feststellen, dass dies nicht William Allands eigene Idee war. Sie stammt von einer Geschichte, die Alland erzählt wurde und die ihm scheinbar viele Jahre danach im Kopf geblieben ist. Hollywood in den 40ern war ein Ort, an dem nonstop wilde Partys gefeiert wurden. Orson Welles, bekannt durch CITIZEN KANE, schmiss viele dieser legendären Dinnerpartys bei sich zu Hause. Bei dem besagten Dinner waren wieder einige namhafte Leute eingeladen. Unter ihnen auch der mexikanische Kameramann Gabriel Figueroa. Er erzählte, dass er von einer Legende gehört hat, in dem eine Kreatur, welche halb Mensch, halb Fisch ist, den Amazonas heimsucht, um Frauen aus den naheliegenden Dörfern zu entführen. Eine absurde Geschichte, die aber in Hollywood noch nicht verwendet wurde. William Alland hat diese Geschichte nicht vergessen, weshalb er sich dachte, dass man genau das als Film produzieren sollte. Doch was man damals nicht wusste, ist die Tatsache, dass die Legende von Gabriel Figueroa tatsächlich existiert. Allerdings nicht wie von ihm erzählt im Amazonas, sondern in Brasilien. Und es ist nicht nur eine Legende, sondern eine Mischung aus zwei Legenden. Also schauen wir uns beide mal an.

An der Küste Brasiliens lebte im 16. Jahrhundert eins das Tupi-Volk. Im Volksglauben sagte man, dass im Meer ein Seeungeheuer lebt, der Ipupiara, auch Seemann genannt. Der Name Ipupiara leitet sich vom alten Tupi „Ypupîara“ ab und bedeutet so viel wie „das, was im Wasser ist“. Die Indianer des Landes nannten ihn Hippiara, den Wasserdämon. Die Kreatur war angeblich 3 Meter lang, am ganzen Körper behaart und ernährte sich von menschlichen Körperteilen. Sie küssen die Menschen, um sie zu ersticken und fressen die Augen, Nase, Finger, Zehen und die Geschlechtsteile der verstorbenen. Historischen Aufzeichnungen zufolge tauchte die Kreatur zum ersten Mal im Jahr 1564 auf, als sie an der Küste von São Vicente getötet wurde. Irecê, eine schöne indianische Sklavin wollte sich mit ihrem Freund Andirá treffen, welche extra mit dem Kanu vom Festland zu dieser Insel kommen wollte. Auf dem Weg zum Strand, sah sie ein riesiges 3 Meter hohes Monster, mit einem großen Kopf, komplett behaart, langen armen, scharfen zähnen und Füßen die wie Entenflossen aussahen. Vor Schreck erstarrt realisierte sie, dass das Kanu von Andira im Wasser lag, jedoch war es leer. Er war der Kreatur zum Opfer gefallen. Irecê sollte aber nicht das gleiche Schicksal teilen und wurde von Baltazar Ferreira gerettet, welcher die Kreatur tötete. Diese Legende hat der portugiesische Historiker Pêro de Magalhães Gândavo in seinem Buch História da Provincia de Santa Cruz (Geschichte der Provinz Santa Cruz) im Jahr 1575 festgehalten. Interessanterweise ist dies nicht der einzige Bericht. Jean de Léry berichtet in seinem Buch Histoire d‘un voyage faict en la terre du Brésil von einem ähnlichen Vorfall, welcher sich ebenfalls im 16. Jahrhundert abspielte. Sie wurde ihm von den Tupinamba-Indianern erzählt, die in der Baía de Guanabara lebten. Angeblich wurden Fischer von einer riesigen Kreatur attackiert, die mit ihren Krallen versuchte, das Kanu umzukippen und hineinzuklettern. Einer der Fischer reagierte schnell und schnitt dem Monster die Hand ab. Das Monster verschwand wieder im Meer, doch die Fischer waren entsetzt, dass die Hand des Monsters ebenfalls fünf Finger wie bei einem Menschen besaß. Heute gibt es in der Stadt São Vicente den Ipupiala-Park, der an die Legende der Gegend aus der Kolonialisierung erinnert.

Zudem ist sie weit verbreitet, da sie zur brasilianischen Folklore gehört. Weniger bekannt ist der Mythos des Caboclo d’Água, eine Kreatur, die in den 1880er Jahren in den Rio São Francisco seinen Lauf nahm. Damit die Fischer den Fluss sicher durchqueren konnten, müssen sie dem Caboclo d’Água entweder ein Stück Tabak anbieten oder eine andere Opfergabe, da er sonst Angst verbreitet und Terror verursacht, denn er regelt die Beziehung zwischen der Natur und den Menschen. Der Caboclo d’Água wird als untersetzte, muskulöse Kreatur beschrieben mit einer gebräunten Haut. Er kann sowohl im tiefsten Wasser als auch am Land leben. Im Laufe der Jahre gab es drei Zeugen Berichte. Der erste Stammt von Noraldino Lima, welcher die Kreatur zum ersten Mal 1925 gesehen hat. Die Kreatur war angeblich kupferfarben, muskulös, sehr schnell und wütend. Der zweite Bericht stammte von Wilson Lins, welcher Jahrzehnte später eine ähnliche Kreatur gesehen haben, will, die ebenfalls eine gebräunte Haut und muskulös war, jedoch auch ein Auge in der Mitte der Stirn besaß. Der letzte Zeuge José Teixeira bestätigt nur, dass es sich um eine bestialische Kreatur handelt. Angeblich war es komplett schwarz, hatte Flossen an den Händen und Füßen und es wäre eine dumme Idee auf die Kreatur zu schießen, denn die Kugeln würden an der ledrigen Haut nur abprallen. Es scheint also, als hätte er einen Kampf mit dem verärgerten Caboclo d’Água gehabt. Das Aussehen dieser Kreatur kommt dem Gill-Man aus dem Film sehr nahe. Doch dürfen wir hier den historischen Kontext nicht vergessen. Das Jahrzehnt, als sich die Legende um den Caboclo d’Água bildete, 1880, waren die letzten Jahre der Sklaverei. Schwarze, die freigelassen wurden, galten als Bedrohung, vor denen man Angst hatte, denn sie würden einem alles wegnehmen. Auch die Frauen. Dadurch, dass der Caboclo d’Água immer als schwarz oder eine Kreatur mit dunkler Farbe beschrieben wird, kann hier tatsächlich ein rassistisches Motiv vorliegen, welches aber nicht bewiesen werden kann.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Kameramann Gabriel Figueroa jene Legenden als eine Mischung gehört hat und Brasilien mit dem Amazonas verwechselte, denn es überschneiden sich einige Details mit seiner Geschichte. Also, da haben wir sie, die Legenden, welche die wahren Inspirationen zu CREATURE FROM THE BLACK LAGOON sind. Na? Hättet ihr das jemals gedacht, dass ein Horrorklassiker der Universal Monster einen wahren Kern haben könnte? Schreibt es ruhig in die Kommentare, denn das würde mich brennend interessieren. Jetzt habt ihr auf jeden Fall eine coole Geschichte, die ihr anderen Filmnerds erzählen könnt mit tollen Fakten.

THE VEGAN SATANIST