It’s only a movie – A NIGHTMARE ON ELM STREET

Wer kennt sie nicht, Albträume. Es lässt sich sicher sagen, dass schon jeder von uns den einen oder anderen hatte. Träume, in denen etwas Schlimmes passiert, wo wir mit dem Tod oder Schmerz konfrontiert wurden. Das Gefühl von einem Berg zu stürzen oder von einem Mörder erstochen zu werden. Ihr seht schon, dies ist doch das perfekte Material für einen Horrorfilm. Das dachte sich der Filmemacher Wes Craven damals auch und brachte 1984 einen der besten Horrorfilme aller Zeiten ins Kino. A NIGHTMARE ON ELM STREET. Freddy Krueger, das Monster mit dem Pizzagesicht, welcher Teenager in ihren Albträumen mit seinem Messerhandschuh ermordet. Die Filmreihe wurde in den 80ern zu einer Kultreihe und so wie es heute bei STAR WARS und MARVEL der Fall ist, war Freddy die Nummer 1, wenn es um Merchandise und Vermarktung ging. Nicht schlecht für eine fiktive Figur, oder? Doch was ist, wenn ich euch sage, dass nicht alles bei A NIGHTMARE ON ELM STREET fiktiv ist? Was ist, wenn es historische Ereignisse gab, die dazu führten, dass A NIGHTMARE ON ELM STREET überhaupt entstanden ist? Stellt euch auf einen wahren Albtraum ein, mit mysteriösen Todesfällen, die bis heute nicht gänzlich geklärt sind, eine Kindesentführung, die in Manhattan für Panik sorgte und ein berühmter Fall der Satanic Panic. Schnappt euch einen Kaffee, nicht nur damit ihr wach bleibt, sondern für den wilden ritt.

Ein Alptraum-Todes-Syndrom: Springen wir einmal von den USA nach Asien ins Jahr 1975. Kambodscha hat gerade den fünfjährigen kambodschanischen Bürgerkrieg hinter sich und muss sich nun einem noch schlimmeren Horror gegenüberstellen, als während der Herrschaft der Roten Khmer 4 Jahre lang mehr als 1,3 Millionen Menschen von der Kommunistischen Partei Kampucheas hingerichtet und begraben wurden. Dieser Völkermord ging als „The Killing Fields“ in die Geschichte ein. Die amerikanische Regierung schaute nicht weg und nahm zwischen 1975 und 1985 mehr als 100 000 kambodschanische Flüchtlinge in den USA auf. Für die Flüchtlinge war es eine schwere Zeit. Sie sprachen kaum Englisch, lebten isoliert und fanden keine Arbeit. Doch das größte Problem kam noch auf sie zu. Sie begannen im Schlaf zu sterben. Eine mysteriöse neue Krankheit machte sich breit und das Centers for Disease Control (Kurzform CDC) begann im Jahr 1981 dies zu beobachten, nachdem immer mehr kambodschanische Flüchtlinge ohne Erklärung im Schlaf staben. Die Mediziner hatten keine Ahnung, wo sie bei dem Fall anfangen sollten. Die Opfer waren fast ausschließlich Männer, und nur eine einzige Frau, die alle im Durchschnitt 33 Jahre alt waren, keine Vorerkrankungen vorwiesen und in der Nacht zwischen 22 Uhr und 8 Uhr morgens im Schlaf verstorben sind. Selbst eine Autopsie brachte keinerlei Aufklärung. Bei weiteren Nachforschungen stießen die Ärzte auf eine für die USA weitgehend unbekannte Krankheit. „Sudden Unexplained Nocturnal Death Syndrom“ (SUNDS). Diese Krankheit wurde 1917 zum ersten Mal in den Philippinen festgestellt und galt damals als Präzedenzfall. Männer im mittleren Alter verstarben durch Herzversagen im Schlaf. SUNDS wurde danach aber in mehreren südostasiatischen Ländern wie Laos, Thailand, Vietnam und Kambodscha festgestellt. Dort hieß die Krankheit allerdings nicht SUNDS, sondern „Alptraum-Tod-Syndrom“. Auch für SUNDS ist die Ursache nicht bekannt, aber die Einheimischen sagen, dass die Opfer sich im Schlaf zu Tode erschreckt haben? Woher stammt diese Annahme?

Die meisten Flüchtlinge gehörten damals der ethnischen Gruppe Hmong an, welche eine animistische Religion haben. In ihrer Religion glaubt man daran, dass man nach dem Tod noch ein Leben als guter Geist oder als Dämon weiterführt und mit den lebenden interagieren kann. Sollte man sich also mit einem Geist bzw. einen Dämon anlegen, kann dieser laut dem Weltbild der Religion einen töten. Wir brauchen an dieser Stelle nicht erklären, dass die Gläubigen nicht an eine Lösung in der Medizin glaubten, sondern für sie der plötzliche Tod Beweis genug war, dass die Verstorbenen sich mit bösartigen Geistern angelegt haben. Zum Glück sah die Wissenschaft dies anders und wollte nun herausfinden, was genau die Todesfälle auslöst. Fakt war, dass alle Flüchtlinge unter extremen psychischen Stress litten, da sie gerade von einem Krieg flohen und in einem Land ankamen, wo sie sich nicht zurechtfanden. Psychischer Stress und die Angst durch den Glauben, könnte ein Herzversagen auslösen, da waren sich einige Mediziner einig. Doch so richtig erklärte es das Phänomen nicht. In den Jahren zwischen 1981 und 1987 verstarben noch 100 weitere Fälle unter den Flüchtlingen an SUNDS, doch so plötzlich wie dieses Phänomen auftauchte, verschwand es auch wieder in den USA. In Asien tauchte es erneut kurz auf, als zwischen 1982 und 1990 ganze 230 thailändische Arbeiter in Singapur an SUND starben. Die Ursache der Todesfälle bleibt bis heute unbekannt und es gibt noch immer keinen Konsens für die Hauptursache bei SUNDS. Aber einige Forscher glauben, dass es vielleicht kein SUNDS war.

Heutzutage gehen viele Forscher davon aus, dass die Ursache auch auf die genetische Herzrhythmusstörung Brugada-Syndrom zurückzuführen sei, bei der die betroffenen auch plötzlich versterben. Die Symptome treten in der Regel zwischen den 30. und 40. Lebensjahr auf. Das Herz fängt an zu flimmern und die betroffenen verlieren das Bewusstsein. Dabei hört das schnelle Herzschlagen nicht auf und die Betroffenen sterben. Brugada wird in den meisten Fällen erst erkannt, wenn es zu spät ist, weil es sich nur durch ein EKG-Muster zeigt. Die betroffenen sind gesundheitlich topfit und weisen im normalen Fall keine Erkrankung auf. Ob es nun SUNDS oder Brugada war, ist bis heute nicht geklärt, aber damals verfasste sowohl die New York Times als auch die Los Angeles Times einen Zeitungsartikel über die mysteriösen Todesfälle. Immer mehr Menschen rätselten darüber, was die Tode verursachte. In einem Artikel beschrieb eine kambodschanische Familie, dass ihr Sohn sich weigert zu schlafen, da er immer Albträume hat. Er hatte Angst, dass ihn dieses „Ding“ umbringen wird, wenn er schläft. Als er dann eines Nachts einschlief, wurde die Eltern von einem Schrei geweckt und fanden ihren Sohn Tod im Schlafzimmer. Diese Geschichte blieb Wes Craven im Kopf. Er selbst war von den Fällen des „Alptraum-Tod-Syndroms“ fasziniert und fand, dass dies sehr gutes Material für einen Horrorfilm ist. So schrieb er das Drehbuch über ein böses Wesen, welches Teenager aus einer kleinen Vorstadt in ihren Albträumen Jagd und tötet. Um noch einen persönlichen Bezug einzubauen, nannte er das Monster „Freddy“, denn so hieß der Tyrann, welcher ihn in seiner Kindheit auf dem Schulhof das Leben zur Hölle gemacht hat. Doch Freddy Krueger, sollte mehr als nur ein Kindermörder sein. Die Vorgeschichte lässt es nur erahnen, dass Freddy Krueger zu Lebzeiten Kinder sexuell missbraucht hat und ein Lynchmob der Eltern ihn daraufhin lebendig verbrannten. Auch hierfür gibt es zwei Fälle, die Wes Craven aus jener Zeit aufschnappte. Der erste Fall brachte das „Milchtütenprojekt“ auf den Plan und der zweite Fall ist einer der berühmtesten Satanic Panic Prozesse in den USA.

1984 und das Milchtütenprojekt: Manhattan versank in Panik, als am 25. Mai 1979 der 6-jährige Etan Patz auf dem Weg zur Schule verschwand. Es war der Tag an dem Etan zum ersten Mal allein zur Schule gehen durfte. Als er nicht nach Hause kam, machte sich die Mutter Sorgen und meldete den kleinen Etan sofort bei der Polizei als vermisst. Eine große Suchaktion wurde in die Wege geleitet, doch sie brachte nichts. Die Suche nach Etan wurde zu einem Medienspektakel und als nach zwei Wochen noch immer keine Spur zu dem Aufenthaltsort von Etan führte, wurde die Suche eingestellt. 3 Jahre später, im Jahr 1982 wurde der 35-jährige Jose Ramos verhaftet, weil dieser versuchte zwei kleine Jungs in ein Abflussrohr zu locken, wo er eine Bleibe eingerichtet hat. Kommt euch das bekannt vor? Fehlt nur noch die Clownschminke, oder? Die Ermittler mussten Ramos aufgrund von Mangel an Beweisen gehen lassen und somit standen die Ermittlungen wieder ganz am Anfang. Der Präsident Ronald Reagan hat im Jahr darauf, 1983 den 25. Mai, den Jahrestag von Etans verschwinden, zum nationalen Tag der vermissten Kinder ernannt. Die Paranoia von Kindesentführung nahm im ganzen Land zu und so entstand das Milchtütenprojekt. Die Kampagne wurde von der National Child Safety Council 1984 ins Leben gerufen und das erste Kind auf so einer Milchpackung war das Gesicht von Etan Patz. Man erhoffte sich durch die Milchtüten, ein größeres Publikum zu erreichen, da die entführten Kinder von Staat zu Staat verschleppt sein könnten. Passend in jenem Jahr kam auch A NIGHTMARE ON ELM STREET ins Kino und da es in dem Film um einen Kindermörder geht, dürfte klar sein, dass der Film das passende Thema zu jener Zeit mit aufgriff, da dies einer der neuen Ängste der amerikanischen Bürger war. Der Fall Patz wurde nach fast 38 Jahren im Jahr 2017 aufgeklärt, doch Etans Leiche wurde nie gefunden. Es gab noch ein weiteres mediales Spektakel welches Wes Craven dazu inspirierte, aus Freddy Krueger einen Kindermörder zu machen. Der McMartin-Prozess.

1983 meldete eine Mutter namens Judy Johnson bei der Polizei, dass ihr Sohn von ihrem getrennten Ehemann, sowie dem Lehrer der McMartin Vorschule Ray Buckey anal missbraucht worden sei. Ray Buckey war der Enkelsohn der Schulgründerin Virginia McMartin und der Sohn der Schulleiterin Peggy McMartin. Judy Johnson blieb aber nicht nur bei dieser Anschuldigung, sondern sagte auch aus, dass einige Leute dort auch sexuellen Kontakt mit Tieren in der Vorschule angeblich haben. Die Polizei schickte einen formellen Brief an etwa 200 Eltern, deren Kinder die McMartin-Schule besuchten. Im Brief stand, dass die Kinder möglicherweise missbraucht worden seien und die Eltern ihre Kinder befragen sollten. Natürlich blieb dies nicht im geheimen und die Medien berichteten darüber, wodurch auch Wes Craven von dem Fall mitbekam. Was dann geschah, kann man als moderne Hexenjagd beschreiben. Mehrere Hundert Kinder wurden vom Children’s Institute international unter der Leitung von Kee MacFarlane in einer Missbrauchstherapieklinik in Los Angeles befragt. Die Befragungstechnik war schon zum damaligen Zeitpunkt sehr fragwürdig. So wurden die Kinder aufgefordert über Ereignisse zu spekulieren oder so zu tun, als ob sie stattgefunden hätten. Das Resultat war, dass die Kinder mitspielten und im Frühjahr 1984 gab es angeblich 360 missbrauchte Kinder. Somit wurde die Familie McMartin angeklagt. Zwischen 1984 und 1987 fanden die Verhaftungen und Voruntersuchungen statt, als dann von 1987 bis 1990 die Gerichtsverfahren liefen.

7 Jahre dauerte der Fall und sorgte für eine Hysterie im ganzen Land, bei der man Angst hatte, dass die Kinder in den Tagesstätten nicht nur sexuell missbraucht, sondern auch für satanische Rituale geopfert werden. Ja, das wurde den McMartins auch vorgeworfen, dass sie die Kinder im Namen von Satan missbraucht hätten. Es führte am Ende zu keiner Verurteilung und die Anklagen wurden fallen gelassen. Es war nicht nur der längste, sondern auch der teuerste Strafprozess in der amerikanischen Geschichte. Johnson, die Mutter, welche alles angestiftet hatte, wurde 1986 tot in ihrem Haus gefunden, nachdem sie an Komplikationen infolge von chronischem Alkoholismus verstorben war. Interessanterweise wurde aber schon vorher bei ihr eine akute paranoide Schizophrenie diagnostiziert, weswegen sie ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Allerdings hatte man diese Information der Staatsanwaltschaft drei Jahre lang vorenthalten, was den Prozess extrem verkürzt hätte, denn durch Judy’s Aussagen, dass McMArtin sogar fliegen könnte, wurde die Staatsanwaltschaft stutzig. Das Schlimmste bei diesem Fall ist nicht nur die erzeugte Hysterie durch falsche Behauptungen, sondern der Rufmord, welcher ein riesiges mediales Echo erhielt, und die Tatsache, dass McMartin für 5 Jahre im Gefängnis saß, für etwas, was er nie verbrochen hat. Natürlich hat Wes Craven das Ende des Prozesses nicht in seine Geschichte mit einfließen lassen, aber diese beiden Fälle waren zu jenem Zeitpunkt in aller Munde, mit einem nicht geklärten Fall und einem, der gerade am Brodeln war. Dass man sich dann aber doch entschied, den Missbrauch von Kindern nicht groß zu thematisieren und zu zeigen, lässt sich damit erklären, dass der Film sonst nicht hätte im Kino laufen dürfen und wir damit niemals die ikonische Horrorfigur zu Gesicht bekommen hätten. Ein wahrer Albtraum!

Übrigens, als Ursache für Albträume werden oft traumatische Erlebnisse und unverarbeitet Tagesgeschehen angenommen. Also immer ein Teil der erlebten Wahrheit, welche sich auch in der Entstehung des Filmes befand. Als letzter Funfact lässt sich noch sagen, dass die Elm Street jene Straße ist, in welcher John F. Kennedy, der amerikanische Traum, am 22.11.1963 erschossen wurde. Und wenn ihr euch fragt, wieso das mit dem Brugada Syndrom so ausführlich erklärt wurde, das liegt daran, dass THE VEGAN SATANIST diese Erbkrankheit hat und sich mit dem plötzlichen Tod durch eine eigene Erfahrung sehr gut auskennt. Denkt immer daran, wenn Traum und Wirklichkeit die Rollen tauschen, kann Schlaf tödlich sein. In diesem Sinne wünsche ich euch eine gute Nacht und gibt immer auf euch Acht!

THE VEGAN SATANIST