1985 war das Jahr, in dem die Frau eines reichen und mächtigen Politikers, Mary Elizabeth (Tipper) Gore, die Frau von Al Gore, einen Kreuzzug gegen die Übel des Rock ‚n‘ Roll startete. Es war das Jahr, in dem der Fernsehsender ABC das 20/20-TV-Special „The Devil Worshippers“ ausstrahlte und damit eine landesweite Hysterie über alles Okkulte auslöste. Eine satanische Panik. Aber Tipper Gore hatte nun die Musikszene im Visier.
Das passte damals sehr gut. Die Gesellschaft hatte bereits genug von einer Panik über Satanisten, die heimlich Babys für Opfer züchteten, wie im Film ROSEMARY‘S BABY, und die Reporterin Connie Chung goss bereits Öl ins Feuer, indem sie in den Nachrichten sagte, dass AC/DC für „Anti Christ Devil Child“ stehe. Zu dieser Zeit hörten die Kinder von Mary Elizabeth Gore ein Album, dessen Texte sie nicht verstanden, und fragten ihre Mutter, was sie bedeuteten. Natürlich ging es um sexuelle Begriffe, die die Kinder nicht kannten. Die besorgte Mutter war schockiert und musste etwas gegen diese teuflische Musik unternehmen.
Das Album, das die Kinder hörten, war PURPLE RAIN von Prince und der fragliche Song hieß DARLING NIKKI. Nun, die Kinder wussten einfach nicht, was „Sexmonster“ und „masturbieren“ bedeuteten.
Im April 1985 berief Tipper Gore ein Treffen in der St. Columba‘s Church in Washington, D.C. ein. Das Thema war „Porn Rock“. Dort traf sie das „Who is Who“ der einflussreichen Prominenten und gründete zusammen mit 20 dieser „Washington Wives“ eine gemeinnützige Organisation namens Parents Music Resource Center – PMRC. Natürlich war die Musikindustrie nicht begeistert, als das PMRC eine Altersfreigabe für Musik durchsetzen wollte, aber das PMRC ließ sich nicht aufhalten und erstellte eine Liste, die sie im Senat vorstellten. Es ging nicht nur um Pornografie, nein, auch Drogen, Gewalt und Okkultismus wurden auf die Liste gesetzt.
Absurderweise wurden Bands wie Mötley Crüe oder Black Sabbath, die wirklich okkulte Symbole verwendeten, oder AC/DC, die HIGHWAY TO HELL sangen, nicht als okkult eingestuft. Noch absurder war, dass Bands wie Venom und Mercyful Fate auf der Liste standen, zwei ausländische Bands, die im Mainstream unbekannt waren. Diese wurden als okkulte Bands in der Liste THE FILTHY 15 aufgeführt.
Am 19. September 1985 fand die Anhörung vor dem Senat statt. Viele Liedtexte wurden vorgetragen und auch der Frontmann von Twisted Sister, Dee Snider, sagte an diesem Tag aus. Das Spektakel wurde natürlich im Fernsehen übertragen und das Ergebnis kennen wir heute nur zu gut. Der berühmte Aufkleber „Parental Advisory: Explicit Lyrics“ kennzeichnet von nun an die schmutzigen Alben, damit Kinder nicht mehr so leicht an die Musik herankommen. Es ist schon komisch, dass das Album, mit dem alles begann, PURPLE RAIN, diesen Aufkleber nicht bekommen hat.
Aber sie waren damit nicht zufrieden und versuchten, Heavy Metal mit Teufelsanbetung in Verbindung zu bringen. Tipper Gore startete eine Kampagne namens „Satanism Research Packet“ und für 15 $ bekam man ein Seminar mit dem Titel „Satanism and Youth“, das erklären sollte, wie gefährlich W.A.S.P. und Slayer wirklich sind.
Kinder, die ein Slayer-T-Shirt trugen, wurden tatsächlich des Satanismus beschuldigt und von vielen Erwachsenen genau beobachtet. 1986 verklagten die Eltern von John McCollum Ozzy Osbourne und behaupteten, ihr Sohn habe durch die versteckten Botschaften des Liedes „Suicide Solution“ Selbstmord begangen. Vier Jahre später ereilte Judas Priest dasselbe Schicksal, weil ihr Lied BETTER BY YOU, BETTER BY ME angeblich die geheime Botschaft „Tu es“ enthalten haben soll, was angeblich dazu führte, dass sich James Vance und Raymond Belknap erschossen. Heavy Metal war nun offiziell böse in Amerika und musste mit Satan im Bunde stehen. Kirchliche Sender produzierten eine TV-Show nach der anderen, in der der Feind dargestellt wurde. Die Bands wurden zum Glück freigesprochen, aber Frank Zappa gab der ganzen Sache den richtigen Namen: „PORN WARS“. Tipper Gore‘s absurd erotische Texte und konservative Verklemmtheit führten zu einer Hexenjagd, die Teenager zu Opfern machte. Teenager, die Heavy Metal hörten, um ihrem langweiligen Alltag zu entkommen.
Wer war hier also das Monster? Definitiv nicht die Musik!
THE VEGAN SATANIST