Anton LaVey – Angst ist der Schlüssel zur menschlichen Natur

Anton LaVey sagte damals folgendes über sich selbst: „Ich bin ein verdammt guter Lügner. Den Großteil meines Erwachsenenlebens wurde ich als Scharlatan, Schwindler und Hochstapler bezeichnet. Ich schätze, damit komme ich dem, was man sich unter dem Teufel vorstellt, so nah wie sonst niemand … Ich lüge ständig, ununterbrochen.“ Und ja, er hat recht. Er sorgte dafür, dass es schwierig wurde Wahrheit und Fiktion von seiner eigenen Biografie zu trennen. Zu groß war der Thron aus Lügen, auf dem er saß. Doch was ist, wenn ich euch sage, dass wir hier so manch eine Lüge aufdecken können und dass ein Film, eine Groschenromanreihe und ein Autor eine große Rolle spielen? Was ist, wenn ich euch sage, dass der Film sogar so bekannt ist, dass er ein sehr bekanntes Remake bekommen hat? Schnappt euch einen Kaffee und begleitet mich auf die kleine Zeitreise, nach der wahren Biografie von Anton Szandor LaVey, dem Hohepriester der Church Of Satan und seit gewarnt, dass die Wahrheit immer ans Tageslicht kommt, wenn man genau hinsieht.

Anton LaVey wurde am 11. April 1930 als Howard Stanton Levey in Chicago, Illinois geboren. Sein Vater war der aus Chicago stammende Michael Joseph Levey, und seine Mutter war Gertrude Augusta Coultron, die Tochter eines russischen Vaters und einer ukrainischen Mutter, die 1893 nach Ohio auswanderten und 1900 die amerikanische Staatsbürgerschaft erlangten. Sein Vater Michael arbeitete sehr hart für seine Familie im Immobilien- und Autoteilegeschäft. Kurz nach der Geburt von Anton (Howard), zog das Paar nach San Francisco. Doch es waren harte Jahre. Anton wuchs genau zwischen der Depression und den Kriegsjahren auf. Zu jener Zeit war seine Mutter noch Hausfrau, doch dies änderte sich während des Krieges. Oftmals reichte das Geld, obwohl die Familie sich in der Mittelschicht befand, nicht aus, wodurch beide Eltern nun in den Werften von San Rafael arbeiten mussten. Anton wurde zu einem Schlüsselkind und fühlte sich oft verlassen. Seine Zuflucht fand er unter anderem in der Groschenheftreihe Weird Tales mit Geschichten von H. P. Lovecraft, die ihn auch später noch beeinflussen werden. Er wird auch behaupten, dass eine Großmutter ihm Geschichten über den Teufel, Vampire und Dämonen erzählte, weil sie aus Transsylvanien stamme, was sie nicht tat. Mit 5 Jahren besuchte Anton mit seiner Mutter ein Musikgeschäft und spielte spontan eine Melodie auf einer Harfe. Seine Eltern erkannten das musikalische Talent ihres Sohnes, woraufhin er lernte Geige, Schlagzeug und Oboe zu spielen. Aber Anton hatte noch eine große Leidenschaft – Film. Er liebte das Genre Film-Noir und die alten Gangster Filme. Einer seiner absoluten Lieblingsfilme war SCARFACE von 1932. Als Teenager orientierte er sich an der Hauptfigur und nannte sich selbst „Tony“. Er kleidete sich auch so und hielt sich für einen wahren Pachuco, was eine damalige Jugendkultur war, quasi was wir heute Gangsterrapper nennen würden. Anton besuchte damals die Tamalpais High School in Mill Valley, Kalifornien.

Anton sagte, dass er mit 15 Jahren so gut war, was das Musik spielen betrifft, dass er als zweiter Oboist im San Francisco Ballet Orchestra spielte. Nun, Anton war definitiv ein Musiktalent, aber es wurde nachgewiesen, dass 1945 keiner der drei Oboisten beim örtlichen Symphonieorchester Lavey oder Levey hieß. Hier fingen also seine Lügen an. Mit 16 Jahren, also 1946 musste er laut eigenen Angaben abhauen, weil er Ärger mit dem Gesetz hatte und schloss sich angeblich dem Clyde Beatty Circus im Frühjahr 1947 an. Nun, das stimmt ebenfalls nicht. Anton brach die Tamalpais High School in Mill Valley ab, weil er erkannte, dass die traditionelle Schule nichts für ihn war. Doch er war ein Musiktalent und dies nutzte er, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Also spielte Anton Instrumente wie die Orgel oder die Oboe in örtlichen Lokalen. Während er also sein Geld mit Musik verdiente, schaute Anton auch immer wieder, welchen alternativen religiösen, okkulten und metaphysischen Gruppen er sich anschließen könnte, aber er fand nichts, wo er hineinpasste. Als Organist war Anton damals so angesagt, wie es die DJs für die Clubs heute sind und dadurch lernte er jede Menge Menschen kennen. So auch den Weird Tales Autoren Robert Barbour Johnson, welcher auch aus der San Francisco Bay Area stammt. Johnson und Anton unternahmen viel zusammen. Johnson Leben ist die Vorlage, welche Anton später für seine eigene Mythologie nutzen wird. In den 1920er Jahren arbeitet Johnson als Presseagent für einen New Yorker Wanderzirkus. Dort lernte er Katzen zu dressieren. Allerdings handelte es sich um Hauskatzen und keine Löwen. Anton schnappte diese Geschichte für seine eigene Biografie auf und behauptet 1947 bei einem Wanderzirkus als Löwenbändiger gearbeitet zu haben, wo er mit 17 Jahren sich um acht nubische Löwen und vier bengalische Tiger gleichzeitig in einem Käfig gekümmert hat. Natürlich war Anton niemals ein Löwenbändiger und dies wird ihm später auch mit seinem Hauslöwen Togare ein wenig zum Verhängnis. Johnson zeigte Anton einige dieser Tricks, die er seinen Hauskatzen beibrachte und Anton tat es ihm gleich. Johnson machte Anton auch mit dem Autor William Lindsay Gresham bekannt, einer seiner Idole. Welchen Einfluss er auf Anton und seiner Church Of Satan hatte, werden wir uns jetzt genauer anschauen.

1946 schreibt der Autor William Lindsay Gresham das Buch NIGHTMARE ALLEY. Die Story handelt von dem Hauptcharakter Stanton ‚Stan‘ Carlisle, welcher auf einem Jahrmarkt Unterschlupf findet und dort die Tricks der Schausteller erlernt. Er versucht erfolglos die Nummer des Gedankenlesens von Mademoiselle Zeena und ihrem alkoholkranken Ehemann Pete zu verstehen, was ihm nicht wirklich gelingt. Als Zeenas Ehemann stirbt, muss sie Stanton als neuen Partner für die Nummer akzeptieren, der seine Begabung schnell zur Schau stellt. Doch Carlisle reicht der Jahrmarkt nicht, also verlässt er Zeena und die Schausteller um als „The Great Stanton“ eine neue Karriere in der Chicagoer High Society anzustreben. Doch bei seinem Versuch die Reichen und die Schwachen auszunehmen, verirrt sich Carlisle in der Welt der Täuschung und des Verrats. Seine Lügen bringen in direkt in die Albtraumgasse und alle beteiligten können nur verlieren.

Als Gresham nach seinem Einsatz im Spanischen Bürgerkrieg auf die Heimreise wartete, kam ihm die Idee zu dem Buch. Er traf dort einen Mann namens Joseph Daniel Halliday, welcher ihm von einer Attraktion auf dem Jahrmarkt erzählte, die „Geek“ genannt wurde. Dabei handelt es sich um einen Alkoholiker, der für eine Flasche alles tun würde, um seine Sucht zu stillen. Diese Alkoholiker wurden auf dem Jahrmarkt als Attraktion angeboten, da sie für eine Flasche die schlimmsten Dinge tun würden, wie zum Beispiel einem Huhn den Kopf abbeißen. Das Buch hatte Erfolg und wurde auch schon im Folgejahr 1947 verfilmt. Neben dem Horror-Klassiker FREAKS von Tod Browning, bietet NIGHTMARE ALLEY ebenfalls einen Einblick in die Subkultur der Schausteller, welche die normalen Menschen nie hatten. Und mit 17 Jahren, sah ein gewisser Anton diesen Film im Kino und war absolut besessen von diesem Werk. Er richtete sein komplettes Leben neu aus und gründete seine eigene Mythologie nach diesem Film. Er sah eine magische Verbindung zwischen sich und der Hauptfigur der Geschichte, da sein zweiter Vorname ebenfalls Stanton war. Von nun an würde Anton behaupten, dass er damals fliehen musste und sich dem Zirkus als Dompteur anschloss und ab und an die Kalliope spielte. Schon interessant, wenn man seine eigene Geschichte, die einer Filmfigur anpasst und sich auch ein wenig aus der Biografie des guten Freundes bedient. Er nahm sich die Figur des Stanton als Vorbild und fing jetzt an, die Wahrheit zu verdrehen und Geschichten zu erfinden, um Aufmerksamkeit zu generieren.

Als Anton 1950 wieder zurück nach San Francisco zog, arbeitete er laut seiner Biografie 3 Jahre lang für das San Francisco Police Department. Am Anfang begleitet er die Polizisten als Tatortfotograf. Doch dabei sollte es nicht bleiben und er wurde als Hellseher Ermittler eingestellt. Scheinbar war er so gut in seiner neuen Position, dass er über 800 anrufe nachging, die er durch paranormale Fähigkeiten und seinem Wissen über Okkultismus lösen konnte. Klingt dies unrealistisch? Natürlich, denn das ist es auch. Hier befinden sich wieder Teilwahrheiten drin, die LaVey bewusst eingestreut hat, um sich mysteriöser zu machen und seiner falschen Biografie die gewisse Würze mit dem Hang zum Paranormalen und Okkulten zu bieten.

Anton war ein Mensch, der immer gerne auf der Seite des Gesetzes stehen wollte. Er war ein Mann, der für Recht und Ordnung stand, etwas, was man in seinen Schriften und Interviews immer wieder liest und heraushört, da er, anders als man ihm nachsagt, nie zur Gewalt oder Mord aufruft oder aufgerufen hat. Er selbst wollte immer auf der Seite der Guten stehen und freundete sich schnell mit den Polizisten in San Francisco an. Allerdings war ihm klar, dass sie ihn nie einstellen würden. Also hörte er privat den Polizeifunk ab und fuhr zu den Tatorten, die gerade gemeldet wurden, um tatsächlich Fotos vom Tatort zu machen, um damit Geld zu verdienen. Diese Fotos gab Anton als Polizeifotos aus, wobei es streng genommen Amateur Fotos von einem Hobbyjournalisten waren, welche sich nie gut verkauften. Anton hat nie eine Gewalttat oder eine Leiche fotografierte, sondern immer nur die Umgebung oder ein Auto, welches aus dem Wasser gezogen wurde. Diese Erfahrung war in der Realität nicht mit Erfolg gekrönt, also passte er die nie stattgefunden Erfolgsgeschichte seiner Biografie einfach an. Im selben Jahr lernte Anton seine zukünftige Frau Carole Lansing kennen. 1951 heiratete er die 15-Jährige und zusammen bekamen sie 1952 die Tochter Karla. Zur ungefähr gleichen Zeit schrieb sich Anton am City College von San Francisco ein, da er nicht zum Koreakrieg einberufen werden wollte.

In den folgenden Jahren baute Anton einen wahren Mythos um sich auf. Angeblich spielte er in vielen Bars, Lounges und Nachtclubs und hatte eine Affäre mit Marilyn Monroe in Los Angeles. Während er im Mayan Theater die Orgel spielte, war Marilyn dort als Tänzerin angestellt. Beide fühlten sich voneinander angezogen und ließen sich aufeinander ein. Eine weitere Lüge die viel Aufmerksamkeit bekam. Anton zog mit seiner Familie in ein viktorianisches Haus in der California Street in San Francisco. Natürlich wollte er provozieren, also strich er das Haus komplett schwarz. Außerdem besorgte er sich 1964 ein Haustier, welches später eine eigene Karriere hinlegt. Togare, seinen Löwen. Anton hatte keine Ahnung wie man mit einem Löwen umgehen muss bzw. wie man einen erzieht, aber da er ja die Geschichte erfunden hat, dass er Löwenbändiger war, schuf er sich einfach einen an. Mit seinem Wissen über Okkultismus, Serienkiller und Magie, welches er durch die Buchreihe Weird Tales, Geschichten von Aleister Crowley und seinen Freunden bei der Polizei hatte, versuchte Anton Geld mit Konferenzen zu verdienen, wo er über jene Themen sprach. Er veranstaltete auch private Partys, wo er in Kontakt mit jungen prominenten trat, so zum Beispiel mit dem Filmemacher Kenneth Anger, der das gleiche Interesse wie Anton hatte. Zusammen gründeten sie einen magischen Zirkel namens „The Order of the Trapezoid“ aus welcher die Church Of Satan hervorging. In jener Zeit hat er sich in Diane Hegarty verliebt und als seine Frau Carole Lansing von der Affäre erfuhr, ließ sie sich 1960 scheiden. Mit Diane bekam er 1963 seine zweite Tochter Zeena (Benannt nach der Figur aus NIGHTMARE ALLEY).

Nun war der Weg geebnet, um seine größte Nummer von allen aufzuziehen. Die Gründung einer neuen Religion, welche provoziert und ihn für immer im Rampenlicht stehen lässt. Die Church of Satan! Wir werden uns ein anderes Mal genauer mit der Church of Satan befassen, da dies den Rahmen für unser heutige Thema sprengen würde. Ich würde trotzdem nochmal gerne auf seinen Löwen Togare eingehen.

Anton war ein großer Tierliebhaber und er hatte immer Katzen daheim. Seine Tochter Karla sagte einmal: „Mein Vater wurde von manchen als der gefährlichste Mann der Welt angesehen, aber er hätte nie einem Lebewesen etwas zu Leide getan. Mein Vater liebte Tiere und Kinder.“ Wenn man sich seine Geschichte anschaut, sowie seine Interviews und Videobeiträge, dann kann man mit Sicherheit sagen, dass dies stimmt. Seine Liebe zu seinem Löwen Togare, war besonders groß. Er stellte die Wildkatze nicht nur in einer Kindersendung vor, sondern nahm Togare auch mit zum Einkaufen. Togare war mit Menschen groß geworden und hatte keine wilde Seite an sich. Zu Hause spielte er mit den anderen Hauskatzen und dachte, er wäre einer von ihnen. 1967, ein Jahr nach der Gründung der Church of Satan, zogen die besorgten Nachbarn von Anton vor Gericht. Sie wollten nicht einen 500-Pfund großen Löwen in der Nachbarschaft haben. Und ein Vorfall sorgte für Ärger. Anton wollte auf den Jaguar eines Freundes, namens Kitty aufpassen, welcher nur halb so groß war wie Togare. Anton hielt beide in Käfige in seinem Hinterhof, welche übereinandergestapelt waren. Togare wurde wütend und wollte sich einen weg zu Kitty bahnen, um den Jaguar zu attackieren. Anton nahm daraufhin Togare ins Haus, welcher im Haus einen Sachschaden von 800 $ anrichtete. Die Behörden sahen eine potenzielle Gefahr, wodurch Togare wegmusste. Togare wurde dem Zoo San Francisco geschenkt, doch danach hörte man nie wieder von Togare. Wieso eigentlich? Nun, der Tiertrainer Ron Oxley übernahm Togare, weil dieser im Zoo nicht lebensfähig war. Ron nannte Togare um und er bekam den Namen Neil. Als Tippi Hedren und Noel Marshall auf die Idee kommen, einen Film mit wilden Löwen zu drehen, traten sie 1970 mit Ron in Kontakt, welcher ihnen riet, erst einmal eine Zeit mit einem Löwen zu leben. Also zog die Familie mit der Tochter Melanie Griffith auf eine Ranch in Kalifornien, zusammen mit Ron und Neil. Neil gewöhnte sich an die Familie und war immer lieb woraufhin sie ihn 1972 adoptierten. Die Familie glaubte daraufhin, dass alle Löwen lieb sind. Tatsächlich mussten sie dann bei ihrem Dreh zu dem Film ROAR eine andere, viel schmerzhaftere Erfahrung machen, denn dort wurden sowohl die Familie, die Co-Darsteller, als auch die Crew von Löwen verletzt und attackiert. Tippi sagte dazu: If only Neil hadn’t been such a pussycat, Tippi admits now, they might never have been tempted to make the film. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass Neil nie etwas getan hat. 1983 gründete Tippie Hedren das Shambala Preserve im ländlichen Los Angeles County, das von der Roar Foundation unterstützt wird, die exotischen Katzen eine Zuflucht bietet. Auch Neil kam dort unter. Leider ist nie dokumentiert worden, wann Neil gestorben ist.

THE VEGAN SATANIST